Montag, 5. Dezember 2011

Verbreitete Bida an Aschura

Scheikh al-Islam Ibn Taymiya wurde zu einigen Dingen befragt, welche die Muslime am Aschuratag tun, wie das Tragen von Kuhl, Ghusl machen, Henna auftragen, gegenseitiges Händeschütteln, Getreide kochen, Freude zeigen und so weiter. Ist eins dieser Dinger über den Propheten, Allahs Segen und Heil auf ihm, in authentischen Hadithen überliefert worden oder nicht? Wenn nicht, sind diese Dinge dann Bid`a? Gibt es eine Grundlage für das, was die andere Gruppe tut, wie Weinen und Jammern, absichtlich Dursten, Lob- und Klagelieder singen, exzessives Rezitieren und Zerreissen der Kleidung?




Seine Antwort war:

„Gelobt sei Allah, der Herr der Welten. Nichts dergleichen wurde über den Propheten, Allahs Segen und Heil auf ihm, oder seine Gefährten in authentischen Hadithen überliefert. Kein Imam der Muslime fordert zu so etwas auf. Kein vertrauenswürdiger Gelehrter hat so etwas je erzählt, weder über den Propheten, Allahs Segen und Heil auf ihm, noch über die Sahaaba, noch über deren Nachfolger. Es steht weder in authentischen noch in schwachen Hadithen. Auch nicht in den wahren Büchern, der Sunna oder den Musnads. In den guten, ersten Generationen war soetwas nicht bekannt. Später aber tauchten Hadithe auf, in denen stand: `Wer am Tag von Aschura Khul in seine Augen macht, wird das ganze Jahr keine Augenleiden bekommen, und wer an diesem Tag Ghusl macht, wird das ganze Jahr nicht krank.` Erzähler erfanden Hadithe und ordneten sie dem Propheten, Allahs Segen und Heil auf ihm, zu, auch diesen: `Wer amTag von Aschura freigiebig zu seiner Familie ist, dem gegenüber ist Allah das ganze Jahr freigiebig.` Dem Propheten solche Sachen zuzuordnen gleicht einer Lüge über ihn.“

Ibn Taymiyah, möge Allah sich seiner erbarmen, geht dann kurz auf die Schwierigkeiten in den frühen Tagen der Ummah ein und auf die Ermordung Hussains, Allah Wohlgefallen auf ihm, und auf die Reaktion der verschiedenen Sekten darauf. Er sagte: „Eine unwissende, fehlgehende Gruppe – entweder Neuerer und Heuchler oder Fehlgeleitete – machte aus ihrer Verbundenheit zu ihm und seiner Familie eine Farce. Sie gestalteten den Tag mit Jammern und Wehklagen und vollzogen öffentlich Rituale aus der Zeit der Unwissenheit, wie das Nackenschlagen und Zerreissen der Kleider und lautes Geheule [...] der Satan machte den Irregeleiteten dies schmackhaft, so wurde der Tag Aschura für sie zum Tag des Jammerns, an dem sie weinen und wehklagen, todtraurige Gedichte vortragen und Geschichten voller Lügen erzählen.

Auch wenn teilweise wahre Dinge in diesen Geschichten vorkommen, so dienen sie doch nur dazu, das Gefühl der Trauer und der Sektenangehörigkeit zu verstärken. Sie heizen den Hass und die Vorurteile gegenüber anderen Muslimen an, indem sie die, die früher gelebt haben, verfluchen [...]

Das Schlechte und der Schaden, den diese Leute den Muslimen antun, sind unermesslich. Andere – entweder Naasibis, die Hussain und seiner Familie feindlich gesonnen waren, oder dumme Leute, welche Übles mit Üblem, Korruption mit Korruption, Lügen mit Lügen oder Bid`a mit Bid`a bekämpfen wollten – setzten ihnen erfundene Berichte entgegen, die den Tag von Aschura zu einem Feiertag machten, an dem sie Kuhl und Henna auftrugen, ihren Kindern Geld schenkten, besondere Gerichte kochten und andere Dinge taten, die man zu Feiertagen zu tun pflegte. Diese Leute gestalteten den Tag von Aschura als Fest, wie Id, während die anderen es als Trauertag ansahen. Beide Auffassungen sind falsch und gegen die Sunna, wobei die Gruppe des Trauertages schlimmer ist in ihrer Absicht, ihrer Dummheit und ihrem Irrtum [...]

Weder der Prophet, Allahs Segen und Heil auf ihm, noch seine Nachfolger (die rechtschaffenen Kalifen) taten irgendetwas dieser Art am Tag von Aschura. Sie machten weder einen Trauer- noch einen Feiertag daraus [...]

Die anderen Dinge, also das Kochen spezieller Gerichte, mit oder ohne Getreide, das Anziehen neuer Kleider, Geldgeschenke an die Familie, Großeinkäufe, das Verrichten spezieller Gottesdienste wie besondere Gebete oder freiwilliges Schlachten, das Auftragen von Kuhl und Henna, Ghusl machen, gegenseitiges Händeschütteln, gegenseitige Besuche, Besuche der Moscheen und Gräber und so weiter [...] all das stellt eine Neuerung dar und ist falsch. Nichts davon hat mit der Sunna des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, zu tun oder mit dem Weg seiner Nachfolger. Kein Imam der Muslime hat dem jemals zugestimmt, nicht Malik, nicht al-Thauri, nicht al-Layth ibn Sa`d, nicht Abu Hanifa, nicht al-Auzaa`i, nicht al-Schaafi`i, nicht Ahmad ibn Hanbal, nicht Ishaaq ibn Raahauayh, ke in einziger der Imame und Gelehrten der Muslime.“

(Al-Fataawa al-Kubra von Ibn Taymiyah)

Quelle: http://www.salaf.de

Copyright des Originals: Islam Q&A 1997-2004

Übersetzt von: Somaya K. Lemcke

Überarbeitet von: Farouk Abu Anas

http://www.islamhouse.com

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