Donnerstag, 22. Dezember 2011

Kritik am Tafsir von Ibn Rassoul

Vor kurzem ist  eine Diskussion um die Quran Übersetzung von Ibn Rassoul aufgeflammt.
Diskussion um Übersetzungfehler bei Al Adala
Das erinnerte mich an einen Artikel über die Fehler in dem Ibn Rassoul Tafsir, den eine Schwester verfasst hatte. Auch der Bruder  Neil Bin Radhan verfasste vor einiger Zeit einen Text dazu. Ich habe hier die Texte für euch einkopiert.

Hier der Text von Schwester Sarah Chehade:

Assalamu ‘alaikum wa rahmatuLLAHI wa barakatuh, liebe Geschwister im Islam

Ich lege euch ans Herz, diesen Tafsir nicht zu kaufen oder zu benutzen, gerade, wenn man nicht genügend Wissen besitzt.

Die nachfolgende Auflistung ist keine Korrektur, da ich nicht das Wissen habe eine solche durchzuführen. Der nachfolgende Text weist lediglich auf Stellen hin, die mir entweder zweifelhaft erscheinen oder auf Dinge, die man islamisch gesehen auf keinen Fall äußern darf. Diese Auflistung ist keinesfalls vollständig. Möge Allah (t.) uns allen die Rechtleitung und das Wissen schenken, das nötig ist, um Ihm allein auf die beste Art zu dienen. Allah, mein Schöpfer, weiß, dass ich Nachfolgendes nur deshalb geschrieben habe, weil ich nicht schweigen darf, wenn es um die Sache Allahs geht, auch dann nicht, wenn es mein eigenes Fleisch und Blut, d. h. meine eigene Familie geht. Jeder, der weiß, dass etwas über Allah (t.) den Erhabenen, den Allmächtigen, verbreitet wird, das nicht mit der Basis von Qur’an und Sunna übereinstimmt und nur aus Dunja-Gründen schweigt, ist vor Allah, bei Dem die Abrechnung im Jenseits stattfindet, dafür verantwortlich. So bitte ich jeden, der hinter diesen Zeilen eine schlechte Absicht vermutet, Zuflucht bei Allah (t.) vor dem verfluchten Shaytaan zu suchen. Und ich warne jeden davor, einfach Bücher zu empfehlen die er selbst nicht kennt bzw. geprüft hat. Möge Allah (t.) meine Unzulänglichkeiten und Fehler verzeihen. Bitte macht Du’a für die Rechtleitung der Menschen.

Anmerkungen vorab:

Die Seitenzahlen beziehen sich auf die Originalausgabe. Da M. Rassoul das Copyright freigegeben hat, gibt es mittlerweile auch andere Ausgaben auf dem Markt, bei denen dann die Seitenzahl abweichen kann bzw. die eventuell korigiert wurden sind.

Erwähnung einiger fraglicher Stellen, die exemplarisch für die vielen bedenklichen und fehlerhaften Stellen aus dem Tafsir sind:

-2:30 (S. 57 – 58): Im Kommentar werden die, die heute als Neandertaler bekannt sind, als Vorgänger des Menschen auf Erden genannt. Wie lautet hierzu die Quelle? Rassoul gibt hier als Grundlage für seinen Tafsir Artikel aus Kölner-Stadtanzeiger und Frankfurter Allgemeine Zeitung an. Nicht nur, dass dieses Medium als Basis für einen Tafsir völlig unpassend ist, Rassoul zieht aus diesem Artiel sogar einen Schluss, der auf keiner islamischen Grundlage fußt. Tatsächlich sind die Gelehrten der Meinung, dass die Dschinn vor den Meschen die Erde bewohnten. Zudem ist der Neandertaler ein Symbol der Evolutionstheorie.

Desweiteren sollte erwähnt sein, dass Rassoul Wissenschaftler zu Wort kommen lässt, die ungeniert über die Evolutiontheorie philosophieren. Rassoul tut dies nicht, um danach diese Theorie, die durch und durch atheistisch ist, zu widerlegen, sondern lässt diese unkommentiert stehen. Hierdurch läuft der unwissende Leser gefahr, durch atheistische Wissenschaftler irregeleitet zu werden.

-2:106 (S. 86): Am Ende des Kommentars wird als Quelle „Der Morgenstern“ genannt. Dies ein Blatt der Naqschibandi (eine irregelitete Sufi-Sekte). Die Naqschibandi haben unzählige gravierende Fehler, die größtenteils Schirk darstellen, zudem sollen sie St. Martin zum Heiligen erklärt haben und behaupten, Prinz Charles sei Muslim und stamme vom Propheten (a. s. s.) ab. Ebenso sagen sie, dass Bush und Blair mit ihren Kriegen große Verdienste für den Islam geleistet haben.

-4:86 (S. 255): Verdrehung der Bedeutung in der Qur’an-Übersetzung: „Wahrlich Allah legt Rechenschaft über alle Dinge ab.“ (‘a’uthu biLLAH!)

Im Gegenteil und evtl. besser mit folgender Übersetzung: Gewiss, Allah ist über alles ein Abrechner.

-11:44 (S. 517) Letzter Teil des Kommentars: Hier wird in Bezug auf den Qur’an von „Pointen“ und „Rhetorikern“ gesprochen, die „diesen Vers für sprachlich meisterhaft“ halten und ihm „Beifall spenden“. Pointen werden in Witzen benutzt. Wie kann man diesen Ausdruck in Bezug auf die Kommentierung des Qur’an zitieren? Der Qur’an ist nicht nur in diesem Vers, sondern in seiner Gesamtheit mehr als meisterhaft, er ist göttlich, und da Klatschen im Islam zumindest für die Männer verboten sein soll, dürfte man auch keinen Beifall klatschen und schon gar nicht für den Qur’an. Wer sind diese Rhetoriker? Sog. Muslime? Außerdem ist die Quelle wieder Gätje (Orientalist!).

-18:83 – 84 (S. 694): „… Dhu- l-Qarnain …“ In seinem Tafsir sagt Rassoul, es handele sich bei Dhu-l-Qarnain um Alexander den Großen. Im Tafsir steht wörtlich: „… man ist sich darüber uneinig, ob Alexander ein Prophet war, darüber jedoch einig, dass er gläubig und rechtschaffen war.“ Hierzu erwähnt Rassoul keinerlei Quellen, zudem sind diese Äußerungen mehr als fraglich.

-16:8 (S. 609): 2. Zeile im Kommentar zum Thema Krankheitserreger: „Es ist ein evolutionsbiologisches Drama.“ (‘a’uthu biLLAH!) Als Quelle ist die FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) angeführt( Quelle der Kuffar)

-17:44 (S. 658): Mitte des Kommentars: „Unsere gefiederten kleinen Sänger (gemeint sind hier Vögel) stellen so manchen Rock-Star in den Schatten.“ Musik ist im Islam haraam. Geschöpfe (hier die Vögel), die als Beispiel für die Lobpreisung Allahs angeführt werden, kann man doch nicht mit etwas vergleichen, das haraam ist. Quelle ist die „Apotheken Umschau“!!!!

-22:73 (S. 774): Hier lautet die Quellenangabe: „Ein Geduldspiel Gottes“ aus „Die Welt“ (‘a’uthu biLLAH), um das Unvermögen des Menschen, eine Fliege zu erschaffen, zu kommentieren.

-46:12 (S. 1151): „Beide, Qur’an und Thora sind bekannt als göttliches Gesetz, das befolgt werden muss.“ Die Thora darf doch durch die Offenbarung des Qur’an eben nicht mehr befolgt werden. „Das … Evangelium war kein Gesetz, sondern es beinhaltete ethische Vorschriften mit einigen Erleichterungen …“ Das Evangelium war doch Allahs Offenbarung an ‘Isa (a. s.). Sind nicht alle Bücher, die Allah (t.) herabgesandt hat göttliche Gesetze? Das Wort Ethik wird heute von den Kuffar als Ersatzwort für Religion benutzt. „Ethik“ ist z. B. ein Unterrichtsfach an den Schulen, weil man mit Religion nichts mehr zu tun haben will.

-70:3 – 4 (S. 1316): „Die Engel und Gabriel steigen zu Ihm auf in einem Tage, dessen Ausmaß fünfzigtausend Jahre beträgt.“ Im Kommentar wird erwähnt, dass diese Zeitangabe „nach unserer Zeitrechnung“ zu betrachten ist und dass der Befehl Allahs an Gabriel (a. s.) vor 51400 Jahren erging. Wo steht das? Und was ist, wenn damit Allahs Zeitrechnung gemeint ist? Wie erklärt sich die Zahl „51400″? Zum Vergleich wird auf „Islam international/Islamische Bibliothek/v. M. Rassoul“ verwiesen. In diesem Buch wird aus der FAZ zitiert, dass die Erde am Mittag des 23. Oktober 4004 v. Chr. erschaffen wurde!!! Hat Allah (t.) dies jemals gesagt? Wenn dieses Datum nicht von Allah (t.) stammen sollte, hat doch kein Mensch ein Recht, so etwas zu behaupten.

-78:8 – 10 (S. 1325 – S. 1326): In dieser Aya geht es u. a. um die Sternschnuppen zur Abwehr der lauschenden Jinn im Himmel. Im Kommentar wird dies nicht erklärt, sondern von der Gefahr der Meteorschauer für die Raumfahrt bzw. die Astronauten der NASA berichtet (aus der FAZ).

-75:22 – 25: „An jenem Tage wird es strahlende Gesichter geben, die zu ihrem Herrn schauen …“ Kommentar hierzu ist ein längeres Zitat von Zamakhsharyy in dem es u.a. heißt: „Hier meint man nicht das buchstäbliche Sehen…“ Zamakhscharyy gehört der Sekte der Mu’tsila an die u.a. behaupten, dass die Menschen am jüngsten Tag Allah nicht tatsächlich sehen können. Diese Sekte ist bekannt dafür in Religionsfragen, wie auch in dieser, auf törichte Weise herumzuphilosophieren und Dinge wie diese zu behaupten, von denen der Islam losgesagt ist. Die Menschen können Allah am Jüngsten Tag sehr wohl sehen.

-79:30 – 33 (S. 1359 – S. 1360 oben): Der Kommentar besteht hier aus einem einzigen Zitat von „Weltgeschichte in Daten“, einer Ansammlung von Zahlen u. Daten an deren Ende der Satz steht: „Über die Entstehung der Erde … gibt es verschiedene Hypothesen.“ Entspricht das dem, was Allah (t.) uns über die Entstehung der Erde gesagt hat? Außerdem wird diese Formulierung gerne von den Vertretern der Urknall-Theorie verwendet.

S. Seite 1532: „Rassoul:“ Diese Selbsterwähnung hat Muhammad Rassoul in der Rubrik „Tafsir-Autoren“ gewählt. Er steht dort am Ende einer Auflistung der bekanntesten Tafsir-Autoren wie z. B. Ibn Kathir. Jemand, der das liest und nicht genügend Wissen hat, glaubt, dass „Rassoul“ genau wie z. B. Ibn Kathir als Wissensquelle zuverlässig sein müsste. Die Selbsterwähnung in dieser Auflistung von Groß-Gelehrten ist zu relativieren, gerade nachdem klar geworden ist, dass Rassouls Tafsir aus verschiedenen Blickwinkeln stark zu bemängeln ist und er mit Sicherheit nicht in die Liste dieser Großgelehrten passt.

Ich verweise abschließend noch auf eine kurze Abhandlung zum Tafsir von Rassoul auf der Seite durus.de hin. Dort werden auch noch andere Punkte genannt. Aber auch dort, das muss gesagt sein, handelt es sich lediglich um eine äußerst verkürzte Abhandlung. Wenn man M.Rassouls Tafsir, sowie zahlreiche andere Werke von ihm islamwissenschaftlich unter die Lupe nehmen würde, würde man eine sehr lange Liste von teils sehr gravierenden Fehlern aufstellen und man würde wohl äußerst lange an so einer Arbeit sitzen.

Dies sind nur einige von sehr, sehr vielen Beispielen, die gerade in ihrer Summe dazu führen müssten, dass jeder verantwortungsvolle Muslim von Werken wie diesen Abstand nimmt, ganz zu schweigen von ihrem Vekauf und ihrer Vebreitung. An dieser Stelle soll auch erwähnt sein, dass etliche andere Werke von Rassoul ähnliche Mängel aufweisen und ich generell davon abraten würde, Bücher von Rassoul zu kaufen, da man diese Bücher ja liest, um sich islamisch weiterzubilden. Dies impliziert, dass man gar nicht in der Lage ist, Richtiges von Falschem zu trennen. Da der Anteil an zweifelhaften Texten bei meiner noch nicht einmal wissenschaftlichen Betrachtung zu groß ist, rate ich euch, diese Bücher zu meiden.

Möge Allah (t.) diese Zeilen von mir annehmen. Alles Fehlerhafte ist vom Shaytan und mir, und alles Gute ist nur von Allah (t.).

Eure Schwester im Islam Sarah Chehade

Quelle: http://www.myspace.com/muslima_alhamdulillah/blog/479140833



Der Bruder Neil bin Radhan verfasste diesen Text:

Im Namen Allahs, alles Lob gebührt Allah und Allahs Segen und Heil seien auf dem Gesandten Allahs.

Manche Geschwister haben mich über das Buch „Tafsir Al-Quran Al-Karim“ von Muhammad Ibn Ahmad Ibn Rassoul gefragt und wollten meine Meinung dazu haben.

 Mir sind folgende Punkte aufgefallen:

-Der Autor erläutert den Tauhid nicht vollständig und beschränkt sich auf die Kategorie „Uluhiyyah“. Auch an entscheidenden Stellen, wie 42:11 geht er nicht auf „Tauhid Al-Asma was-Sifat“ ein.

-Leider erwähnt der Autor zu den Hadithen keine Quellen und wenn, dann nicht die Authentizität der Hadithe. Auf Seite 23 erwähnte er zum Beispiel zwei unauthentische Hadithe, den über die Suren Taha und Yasin und den über die beste Ibadah.

-Auf S. 1532 schreibt er über Ibn Madschah. „Sein Werk As-Sunan gehört zu den sechs authentischen Hadith-Büchern (Al-Kutub As-Sitta)“. Zweifellos ist Sunan Ibn Madschah ein anerkanntes Buch, doch jeder, der sich mit der Hadithwissenschaft beschäftigt, weiß, dass sich in Sunan Ibn Madschah eine Anzahl nicht authentischer Hadithe befindet.

-Er hat den Begriff „Kursi“, was eigentlich Thronschemel bedeutet, in 2:255 mit Thron wiedergegeben.

-Zu Vers 2:30 schreibt er viel über die Evolutionstheorie und die angeblichen Vorfahren des Menschen. Doch leider sagt er nicht ausdrücklich, dass die Evolutionstheorie im Widerspruch zur Schöpfungsgeschichte des Quran steht.

-In der Ayah 20:5 hat er das Wort „istawa“ mit „komplett herrschen übersetzt“, obwohl es „erheben über“ heißen muss.

-In 11:7 hat er „Thron“ mit „Reich“ wiedergegeben, siehe auch 10:3, 13:2, 20:59, 32:4, 57:4.

Dasselbe gilt für 7:54, in der er statt „Hiernach erhob er sich über Seinen Thron“ wie folgt übersetzte: „(und) sich alsdann (Seinem) Reich hoheitsvoll zuwandte.“ In der Erläuterung schreibt er bewusst: „Der Thron in 2:255 bezieht sich mehr auf Majestät und Erhabenheit.“

-Zur Ayah „Und acht (Engel) werden an jenem Tag den Thron deines Herrn über sich tragen.“ sagte er: „Die Zahl acht und das „Tragen“ des Thrones in diesem Vers konnten die Kommentatoren bislang nicht begründen.“

Was meint er mit begründen? Wir glauben genau so daran, wie es im Quran steht. Dasselbe gilt für die Ayah 89:22 „Und dein Herr kommt und (auch) die Engel in Reihen (kommen).“ Hierzu sagte er: „Obwohl es keine Erklärung für das Kommen Allahs und der Engel gibt [...]„

Diese Uminterpretationen sind wahrscheinlich kein anderes Ergebnis als dasjenige, dass sich der Autor u. a. auf den Tafsir von Al-Fachr Ar-Razi stützt, welcher ein Mu’tazilit war. Auch Ar-Razi legte den „Thron“ als das „Reich“ aus, siehe seine Erläuterung in Al-Kaschschaf zu 7:54.

-die Erläuterung einiger Ayat ist sehr oberflächlich, wie z. B. 2:17-19, 2:85, 2:102, 2:255.

Wie sehr ich mir doch einen anerkannten Tafsir im deutschsprachigen Raum wünschen würde! Leider erwecken besonders der Aspekt mit der Aqidah und der Verifizierung der Überlieferungen in mir erhebliche Zweifel an diesem Tafsir.

Allahs Segen und Heil auf Seinem Gesandten und alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten.

Neil Bin Radhan, 30.01.1430/26.01.09.

Quelle: http://www.durus.de/texte/74-tafsir-al-quran-al-karim-von-ibn-rassoul.html




Nebenbei möchte ich hier noch einen Online Tafsir vorstellen:

http://tafsiraufdeutsch.wordpress.com/

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